Mutter – Tochter Radtour
…von Ansbach nach Passau und zurück
14.08.-27.08.2019
Meine Idee:
Ich schnappe mir meine Tochter, 4 Jahre, mein Fahrrad, Anhänger, Zelt, Schlafsack, Isomatten, Klamotten und wir fahren zusammen von Ansbach nach Passau.
Offen ist, ob ich es körperlich gut schaffe, ob meine Tochter zwei Wochen so viel im Fahrradanhänger sein möchte, ob die vielen Ortswechsel, und das Unterwegs sein stressig oder bereichernd ist.
Meine Vorbereitung bestand darin, die Ausrüstung vorzubereiten und mir im Abstand von ca. 30-40 km Übernachtungsmöglichkeiten, hauptsächlich Campingplätze, auf der Route zu suchen. Zur Vorbereitung gehörte für mich auch, mich von meiner Idee zwar leiten zu lassen, jedoch bei zu großer Anstrengung, oder durch Hinweise meiner Tochter, dass es zu viel für sie ist, bereit zu sein, von meinem Plan abzuweichen.
An Ausrüstung hatte ich dabei:
- mein nagelneues Zelt von Vaude, Mark L 3P,
vielen Dank für die gute Beratung an Mountain Sports! Es hat mir sehr gute Dienste geleistet, vor allem war ich sehr froh über das schnelle Aufstellen, welches am Hatzenhofener Campingplatz, 3. Nacht, aufgrund der vielen Schnaken Gold wert war
- 2 Sommerschlafsäcke, einen No-Name und einen Dream Lite von Deuter
wobei mir der Dream Lite ein paar Nächte sogar etwas zu kühl war, hätte ich nicht gedacht, die ersten Tage waren aber auch sehr regnerisch; ansonsten top, gibt es auch bei Mountain Sports
- 2 Isomatten, Therm-a-Rest,
eine einfache Standardausführung für meine Tochter, eine LuxuryMap, ich liebe sie, sie ist zwar echt ziemlich sperrig, jedoch schlafe ich auf ihr hervorragend, das ist es mir alle Mal wert!
- Regenverdeck vorne, Original Croozer Kid for 2 und Regenschutz hinten,
von Croozer gibt es nur einen Regenverdeck für vorne, jedoch regnet es grundsätzlich auch hinten in den „Kofferraum“ hinein, hier war ich dann kreativ und schnitt einen guten Regenponcho auf und klemmte ihn an der Oberseite mit dessen Mütze und an der Seite mit dem Originalregenverdeck ein. Es war schon etwas „Gefummel“, jedoch hielt es sehr gut trocken
- zwei Packtaschen Ortlieb, Back-Roller Classic gefüllt mit
- Klamotten
hier setzte ich auf Wolle-Seide, Icepeak zum Fahren, kann ich sehr empfehlen, es hätte sogar ein Satz gereicht, da sie durch das Auslüften die zwei Wochen ausgehalten hätten,
Regenklamotten, die Regenjacke von Montura erstand ich auch kurz vorher bei Mountain Sports, ich bin sehr froh, dass ich sie mir gegönnt habe, sie hat mir beste Dienste geleistet, auch nach der Fahrradtour für den Weg zum KiGa, ca. 5 km, ist sie optimal; die Regenhose von Regatta ließ immer wieder mal Feuchtigkeit an den Hosentaschen durch
Teva-Sandalen, das waren meine Fahrradschuhe, ich trug sie auch bei Regen, ich empfand sie als sehr angenehm, für mich war es nicht zu kalt
sonstige Zivilklamotten für mich und meine Tochter
- Badetüchter, sehr dünne Baumwolltücher, die Wasserpuppe, ein Kinderbuch, Stifte, Notizbuch, Kopflampen, Pflaster, Desinfektionsspray, Fahrradkarten, Handy mit Aufladegerät, Hygieneartikel
- etwas Gemüse und Obst, Salz, Essig, Öl, eine Edelstahltupper, dicht, kein Plastik, sehr schick, was will man mehr? Taschenmesser, 2 Löffel und 2 Gabeln, 1 Tasse, ca. 3 Liter Wasser
Mit dem Gewicht der Packtaschen, des Anhängers, der kompletten Ausrüstung und meiner Tochter kam ich auf ca. 60 kg, die ich zwei Wochen zog. Vielen Dank an meine Oberschenkel!
Meine Route:
- Tag 1: Ansbach – Wassertrüdingen, Flussschwimmbad Wörnitz; 47 km
- Tag 2: Wassertrüdingen – Wemding, Waldseecamping; 29 km
- Tag 3: Wemding – Hatzenhofen, Campingplatz; 56 km
- Tag 4: Hatzenhofen – Oberhaunstadt, Ingolstadt; 25 km und 21 km mit dem Zug
- Tag 5: Ausruhtag am Auwaldsee; 13 km
- Tag 6: Oberhaunstadt – Gadham, Landshut; hier: Ingolstadt – Moosburg; 59 km mit dem Zug, dann 54 km Fahrradfahren
- Tag 7: Ausruhtag
- Tag 8: Gadham – Mammingerschwaigen, Seehaus; 32 km
- Tag 9: Mammingerschwaigen – Deggendorf, Fischerdorf; 50 km
- Tag 10: Deggendorf – Vilshofen
- Tag 11: Ausruhtag, Wildparkausflug; 8 km
- Tag 12: Vilshofen – Passau, Salzweg 33 km
- Tag 13: Ausruhtag, Schifffahrt
- Tag 14: Heimreise nach Ansbach 9 km mit dem Rad, Rest mit dem Zug
Gesamt waren es somit 406,3 km mit dem Rad, die reine Fahrtzeit betrug 30 ¾ Stunden, es gab nur einen platten Reifen.
Gewisse Highlights, Besonderheiten, Resümee:
Strecke:
Meine Planung zu Beginn umfasste die ersten 9 Tage, dies aus dem Grund, da ich nicht wusste, wie schnell und wie weit wir vorankommen. Dies hat sich als richtig herausgestellt, die anderen weiteren Campingplätze fanden sich gut per Internet. Ich hatte mir zwei Fahrradkarten gekauft und fuhr oft nach diesen, am angenehmsten war es jedoch, als ich an der Isar und an der Donau, den Schildern des Radweges folgen konnte. Google Maps übers Handy war fast immer eine Katastrophe, da es uns oft über Schotter- und Waldwege führte.
Die Strecke allgemein war „über Land“ teilweise auch hügelig, wenn es steilere Berge gab und diese geschottert waren, kam ich sehr sehr langsam voran. Einmal schob uns ein beherzter Mann ohne große Worte einfach den Berg mithinauf – vielen Dank dafür! – ohne ihn hätte ich hier schieben müssen. An zwei Steigungen, nach Gadham und nach Salzweg hoch, kann ich mich sehr gut erinnern, denn hier musste ich all meine Kraft einsetzen, wir fuhren mit einer Geschwindigkeit von 4 km/h. Und dies über einige 100 Meter. Dies waren die körperlich anstrengendsten Momente, nach welchen ich mich, am Ziel angekommen, fast übergeben musste. Das Glück und der Stolz, es geschafft zu haben, überwog jedoch allemal.
Verpflegung:
Wir verpflegten uns jeden Tag einmal mit Eis oder Kuchen, ansonsten suchten wir wenn möglich einen Bioladen und kauften uns hier Obst und Gemüse. Wir aßen sehr viel Rohkost, bei unseren Stopps bei meinem Bruder und den Freundinnen bekamen wir auch leckere warme Mahlzeiten.
Unterkünfte:
Wir verbrachten insgesamt 6 Nächte unter Dach, zwei in Ingolstadt bei meinem Bruder, zwei bei einer Freundin in Gadham und die letzten zwei am Ziel in Salzweg. Die anderen Nächte schliefen wir auf Campingplätzen. Diese waren sehr unterschiedlich schön und groß, wir kamen überall gut zu Recht damit. Am schönsten war es am Seehaus in Mamming und in Vilshofen für uns. Es waren nette Betreiber, die sehr auf ihren Campingplatz achten, ebenso war die Stimmung angenehm.
Begegnungen:
Es gab viele schöne Begegnungen, Menschen die uns halfen, so zum Beispiel beim Reifen flicken, beim Handyaufladen, beim Wegfinden. Zwei Männer begleiteten uns sogar ein Stück beim Radfahren. Viele Menschen waren interessiert, was wir denn da machen. Wie, einfach mit dem Fahrrad in den Urlaub fahren? Ohne E-Bike? Ohne Mann? Im Zelt schlafen? Hatten wir keine Angst davor? Ja, einige die wir trafen, waren auch sehr besorgt. Meine Tochter fragte mich aufgrund der Reaktionen, ob wir überhaupt mit dem Fahrrad in den Urlaub fahren dürfen. Diese Angst vor dem Unbekannten steckt in Manchen ganz schön fest. Insgesamt war es aber unglaublich schön, so viel Hilfe und nette Gespräche erleben zu dürfen.
Meine Tochter und ich:
Ich schrieb in mein Notizbuch stets den Tag aus Sicht meiner Tochter, so gut ich das für sie konnte, und den Tag aus meiner Sicht.
Meine Tochter beobachtete ich während der Fahrtzeit in ihrem Anhänger als extrem ausgeglichen und zufrieden. Sie sang, spielte mit ihrer Puppe und den später dazu geschenkten kleinen Ponnys, mit Blüten vom Wegesrand etc. oder schlief eine Runde. Nach einigen Tagen las sie mir „Oh wie schön ist Panama“ sozusagen auswendig vor, da dies das einzige Gute-Nacht-Buch war, welches sie jeden Abend vorgelesen bekam. Das war eines der Highlights der Reise für mich. Immer wieder, an Strecken zwischen Feldern oder an Fahrradwegen ein Stück weg von der Straße wollte meine Tochter aus dem Anhänger raus und schob uns ein Stück. Sie merkte anscheinend, dass ihre überschüssige Energie ausgelebt werden wollte. Während der anderen Zeit, der Nicht-Fahr-Zeit, war es ebenso wichtig, dass meine Tochter die Möglichkeit hatte, genau diese Energie auszuleben. Daher waren wir an vielen Spielplätzen und Bademöglichkeiten. Es gab auch einige Meinungsverschiedenheiten, die vielen Orts- und Schlafwechsel, die vielen Eindrücke mussten verdaut werden. Da musste ich als Mutter dann da sein, Grenzen setzen, mich auch mal überreden lassen, auf eine gute Versorgung, was Essen, Spielmöglichkeiten und Ruhe angeht, achten. Interessant war auch, dass sich meine Tochter, sobald sie in einem bekannten Terrain oder bekannte Menschen um sie waren, sich sehr schnell zurückzog, bzw. an die anderen Familienmitglieder/Freunde wandte. Dies war für mich ein Zeichen, dass sie auch immer wieder Mama-freie-Zeit benötigte. Sie war unglaublich kreativ in ihrem Spiel, schlüpfte in viele Rollen, zeigte mir, wann es zu viel war. Wir hatten echt eine tolle Zeit miteinander. Ich konnte meine Tochter viel erleben, was im Alltag immer wieder zu kurz kommt.
Für meinen Teil war die Fahrradtour körperlich optimal. Es war teilweise sehr anstrengend, genau das fand ich gut. Ich mochte das viele draußen sein, die Bewegung, die Eindrücke. Erfahren durfte ich, dass ich die Fahrtzeit gut für mich und meine Gedanken nutzen konnte, da meine Tochter sehr zufrieden im Anhänger saß, das tat gut. Meine Gedanken kreisten um die praktischen Dinge wie Essensbeschaffung, Wegfinden, Übernachtungsplatz finden, etc. Ich bin froh, dass ich für weitere innere Gedanken ebenso Zeit auf der Tour hatte. So lernte ich z.B., dass ich mir gut verzeihen konnte, wenn ich mich mit der Strecke übernommen hatte, falsch fuhr oder zu ungeduldig mit Paula und mir war. In der Geschwindigkeit meiner Tochter und mir unterwegs sein zu können, tat unglaublich gut. Wir hatten jeden Tag ein Ziel vor Augen, konnten uns jedoch zeitlich an unsere Bedürfnisse anpassen. Für mich optimale Bedingungen für einen Urlaub.